Kinderbetreuung und Gleichberechtigung

Gerade erlebte ich in einem Telefonat – wieder einmal – dass ich meinen Anspruch auf Betreuung meiner Tochter nicht nur gegen Männer, sondern auch gegen Frauen verteidigen muss, die diese Lebensphase schon hinter sich haben.

Auf der einen Seite kann ich diese Position verstehen, denn aus ihr spricht die Lebenserfahrung.

Auf der anderen Seite kann ich diese Position nicht hinnehmen, denn das würde bedeuten, dass wir bei der Gleichberechtigung und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht vorankommen würden.

Wir müssen uns immer wieder klar machen, dass es früher diese Form des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz nicht gegeben hat und dass das bedeutete, dass (so gut wie immer) die Mütter keine Chance hatten, selbst zu wählen, ob sie einer bezahlten Arbeit nachgehen, selbst Karriere machen, ihr Leben selbst gestalten wollen.

Gesellschaftlich fiel die Rolle der unsichtbaren und unbezahlten Care-Arbeit regelmäßig den Frauen zu und wenn wir nicht aufpassen, dann passiert das immer noch und immer wieder.

Wenn es in der Familie dazu kommt, dass Eltern oder Schwiegereltern pflegebedürftig werden, wer setzt dann die bezahlte Arbeit aus oder gibt sie auf, um sich zu kümmern?

Wer nimmt unbezahlten Urlaub, weil die Kita aufgrund von Personalknappheit nicht in der Lage ist, die Betreuung zu gewährleisten?

Definitiv nicht Männer und Frauen zu gleichen Anteilen.

Egal wie gleichberechtigt wir alle vor dem Gesetz sind, so lange gesellschaftliche Leistungen nicht zuverlässig zur Verfügung stehen und Frauen überdurchschnittlich dazu tendieren, diese Lücken abzufedern, so lange ist die Gleichberechtigung im Alltag leider nicht vollständig angekomnen.

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